So wie ein braver Sohn am Muttertag mit seiner Mutter bei Kaffee und Kuchen sitzt, so fährt ein braver Mountainbiker am verlängerten Wochenende um den 1. Mai zum Bike Festival an den Gardasee. Erstauntlicherweise beschränkt sich das Chaos ausschließlich auf Arco, Riva und Torbole, darum haben wir fünf – Felix, Martin, Matze, Stone und (EinKind)Tom – den Plan gefasst, unerkannt nach Limone zu gelangen. Natürlich nur aus Rücksicht auf das frisch operierte Stonesche Knie war Shutteln angesagt – daher die Anreise mit zwei Bussen. Einen davon haben wir gleich am Campingplatz geparkt, alles umgeladen und dann gings bergauf – allerdings nur sehr langsam. Die kurvige Strasse und der lange Radstand waren ja noch okay, aber da sind soviele lästige Mountainbiker auf der Strasse bergaufgetreten, können die nicht woanders fahren? Kurz vorm Ende hab ich mir das erste Mal ernste Sorgen um unsere Tarnung gemacht, Sandra von den Salzburger DH-Rangers hat sich mit ihrem 20kg Zonenschein unter die CC-Fahrer gemischt. Zuerst in Kanada und jetzt am Gardasee – sie findet uns einfach immer.
Der total unbekannte Weg (nur einmal pro Monat in irgendeinem Heftl beschrieben) war im oberen Teil zwar schneefrei, aber schwer gezeichnet vom heurigen Winter – Latschen und Bäume quer über den Weg, soviel wie wir haben da oben noch nicht viele geschoben. Kaum hat man wieder fahren können, ist der Matze schon ungewollt abgestiegen. Wobei nicht mal er gewusst hat, warum. An der fotogenen Schlüsselstelle weiter unten hat jeder so seine eigene Technik entwickelt, von Vorderrad versetzen, mit beiden Räder gleichzeitig umspringen oder einfach gescheit bremsen und durchfahren war alles dabei. Meine Freude über die erfolgreiche Befahrung wurde aber jäh gestört – irgendwer hat seinen Haufen mitten(!) am Weg gemacht und ich habs natürlich nicht gesehen, lecker. Das war erst der Anfang von meinem patscherten Wochenende, gleich drauf bin unkonzentriert abgeflogen und zum Glück am Weg und nicht daneben gelandet, weiter unten hab ich noch beim Springen meine Felge ziemlich ramponiert. Mein Versuch, das Radl in der Luft ein wenig querzulegen ist kläglich gescheitert, dafür bin ich quer gelandet und gleich in die Böschung neben dem Weg eingestochen. Weit erfreulicher waren die Erfolge aller bei den Spitzkehren, die oft mit schrägen Felsplatten garniert sind.
Am Abend haben wir noch vergeblich versucht, einen Ersatz für mein Vorderradl zu bekommen, dafür haben wir einen Eindruck von dem Chaos rund ums Bikefestival bekommen. Drum schnell zurück und ab in die Pizzeria – das lange Warten dort hat uns ein Vogel verkürzt, der direkt über Matze sein Geschäft erledigt hat, nice shot. Endlich satt sitzen wir bei einem Bier auf dem Campingplatz, als die Stille durch Matzes große Pumpe gestört wird. Das beste an seinem aufblasbaren Campingbett ist aber, dass es zwar zu schmal für zwei dafür aber so breit ist, dass niemand mehr daneben im Bus Platz hat. Felix hat es vorgezogen, im Freien zu schlafen. Mir als ImBusSchläfer war nur unerklärlich, warum er von den Mücken verschont wurde und auf meinen Beinen eine regelrechte Splatterparty von den kleinen Biestern veranstaltet wurde.
Tag zwei stand die „Perle des Gardasees“, wie Felix den Trail nennt, auf dem Programm. Stone bzw. sein Knie war recht unglücklich über die Tragepassage, dummerweise wollten wir die Tour oben noch ein wenig verlängern und sind noch weiter aufgestiegen, die Abfahrt war aber nicht sooo der Brüller. Dafür waren wir uns sicher, dass wir hier keine anderen Radler treffen würden. War aber nicht so. Tobi und seine elf Freunde waren auch auf dem Berg, also ein ziemliches Gewussel, nichts mehr vonwegen in geheimer Mission. Während manche die volle Gaudi in den vielen verblockten und steilen Passagen hatte, war ich gänzlich mit meinem Heuschnupfen beschäftigt. Als Felix, gefilmt von Matze und Stone, eine Kehrenkombi probiert, springt Matze plötzlich direkt vor sein Vorderradl, Felix überbremst, beide machen einen Abgang in die Büsche/Felsen. Was uns Zuschauern im ersten Augenblick nicht klar war: Der Felsen, an dem sich Matze gehalten hat, ist genau in dem Moment ausgebrochen (Videobeweis). Ähnlich wie Matze am Samstag hats dann noch Stone in einer total simplen Querung erwischt, jetzt waren dann beide Knie geschwollen. Der Pyhsiotherapeut wird eine Gaudi haben.
Nachdem unsere Tarnung eh schon aufgeflogen war, haben wir am Sonntag im Freeride-Oberklassiker viel fotografiert und gefilmt. Fein wars, wann fahren wir wieder?
(*) Das Wuggi: Das kleine Körperteil zwischen den Beinen meines Sohnes Florian, zumindest sagt er so dazu.