Ich warte schon ungeduldig, bis Martin mich endlich zu Hause abholt. Da läutet das Telefon: „Heil Tom, bin glei da, hab mi leider a bisserl verspätet, weil … a des erklär‘ i dir nachher.“ 5 Minuten später steht der Bus von Maschtl mit neuem Design vor mir. Stolz erklärt mir Maschtl, dass der Schriftzug auf dem Bus der Grund für die Verspätung war. Das nenne ich PR :-D. Schnell alles eingeräumt und weiter zu Chris. Keine halbe Stunde später, cruisen wir auf der Brennerautobahn in Richtung Limone. Bei Trento Centro von der Autobahn runter, ins Sarcetal hinein und langsam stellt sich Urlaubsfeeling ein. Da passiert es. Ein Italiener touchiert mit Martins linkem Aussenspiegel. Alle drei schrecken wir von dem Knall hoch. Bei der nächsten Gelegenheit wendet Martin den Wagen und – wir haben Glück, der Italiener steht am Straßenrand und beäugt seinen eigenen Spiegel (nicht den im Blut!). Chris ist es zu verdanken, dass alle Personalien ohne Probleme ausgetauscht werden und so alles der Versicherung übergeben werden kann. Dafür bekommt er jetzt auch eine Pizza.
Tag 1:
Die Nacht war kurz (ja ja ein paar Bierchen gingen noch) und unsere erste Tätigkeit, ist die Übersiedlung von Zelt und Bus auf einen anderen Standplatz. Danach ein Frühstück und dann endlich rauf auf die Bikes. Am höchsten Punkt angekommen, freuen wir uns schon auf die Abfahrt. Aber so einfach ist das nicht. Hier heroben hat der Schnee einiges an Schaden angerichtet. Bäume liegen kreuz und quer und so wird der „Downhill“ eher zum Hindernislauf. Schließlich können wir unseren Steig dann doch noch genießen und so lupfen wir unsere Hinterräder durch die engen Spitzkehren, oder versuchen schwierige Stellen zu meistern. Am Abend kommen wir recht müde am Campingplatz an und nach dem Essen geht es heute recht flott, noch vor Mitternacht, in die Federn.
Tag 2:
Der nächste Morgen bringt als erstes recht hohe Temperaturen mit sich. Es scheint ein heißer Tag zu werden. Maschtl will heute unbedingt einen Steig fahren, den er von Picco kennt. Also wird Martin zuerst ein paar Höhenmeter hinaufgeshuttelt. Seine operiertes Knie sollte noch ein wenig geschont werden. Ich bin eigentlich echt überrascht, wie viel Martin mit dem Knie schon machen kann. Jedenfalls starten die Fotografen von Riva aus über die alte Ponalestraße in Richtung Einstieg. Chris ist beeindruckt von der ehemaligen Verbindungstraße zum Lago di Ledro und es werden viele Bilder gemacht. Ist schon fast peinlich, wenn dauernd Wanderer uns Biker überholen, aber so ist das im Leben. In der Zwischenzeit liegt Martin am höchsten Punkt und wartet auf uns. Fad ist ihm allerdings nicht, er hat noch nie soviele verschiedene Biker-Typen auf einen Haufen gesehen. Oben angekommen werden die Protektoren angezogen und dann schmeißen wir uns auf diesen hammerharten Trail. Im Wald verschwinden noch 2 Schlangen vor uns im Gebüsch, bevor die erste knifflige Stelle uns einiges abverlangt. Aber nach einigen Versuchen, schaffen wir sie und Martin ist schon wieder so voll Adrenalin, dass er schon fast nicht mehr zu bremsen ist. Und so arbeiten wir uns mit phantastischen Tiefblicken von einer schwierigen Stelle zur anderen und sind immer mehr vom Steig begeistert. Heute gelingt aber auch fast alles. Als uns dieser Trail einige Zeit später unten ausspuckt sind wir alle drei restlos glücklich und zufrieden. Chris und ich treten zurück nach Limone, während Maschtl den Bus holt und obwohl wir schon um sechs Uhr abends beim Campingplatz sind, bekommen wir erst um 22:00 Uhr etwas zwischen die Zähne. Zu aufgewühlt sind wir von der heutigen Tour und bei einem Bierchen wird über jede schwierige Stelle noch einmal diskutiert, was man vielleicht besser machen hätte können. Als Maschtl nach Mitternacht endlich duschen geht (hat der g’stunken 😀 !) geht es für uns alle ins Reich der Träume.
Tag 3:
Es war heiß heute in der Nacht und nach einem morgendlichen Fotoshooting in Limone will ich jetzt endlich in den Pool. Heute kommt Matze nachgefahren, also haben wir auch Zeit um eine Runde schwimmen zu gehen. Und es ist herrlich. Als wir unsere Körper mit dem kühlen Nass abgekühlt haben, lässt es sich viel besser frühstücken. Da kommt schon Matze um die Ecke. Wie üblich mit einem breiten Smile im Gesicht. Na dann kann es ja losgehen. Heute wird nur geshuttelt. Bei Tageshöchsttemperaturen von 32° Celsius will man mit 19Kg Bike und 13Kg Rucksack nicht mehr bergauf biken. Oben angekommen, geht es zuerst über bekanntes Terrain. Alles fahrbar, alles fotografisch festgehalten. Dann die Abzweigung. Neuland! Und es läuft und läuft. Es ist einfach geil wenn man keinen Zeitdruck hat und mit guten Freunden in den Bergen unterwegs ist. So soll es sein. Jeder probiert solange bis alle Stellen gefahren sind, das Foto gemacht und unsere Filmcrew (MaMa Production) alles im Kasten äh im Camcorder hat. Der Weg ist im Vergleich zum gestrigen wirklich „flowig“, wenn auch nicht unbedingt leicht. Und der größte Vorteil ist, dass wir wirklich direkt in Limone herauskommen. Der Tag klingt so aus wie er begonnen hat, relaxed im Pool.
Tag 4:
Tag der Abreise. Alles wird in den Bussen verstaut und dann fahren wir etwas weiter südlich. Maschtl’s Bus bleibt am See und wir cruisen mit Chauffeur Matze entspannt nach oben. Kaum ausgestiegen, trifft Chris zufällig einen Bekannten. Nach dem Plausch schultern wir die Bikes und rasten erst am Gipfel wieder. Ich sag nur eines: Schmetterlinge, viele Schmetterlinge und wir, wie die Idioten mit den Kameras hinterher. Wahrscheinlich habe ich in der Hitze des Gefechts alle meine Körner verschossen, denn am Trail geht bei mir nichts mehr. Chris ging es ganz ähnlich, aber den Überschlag des Tages vollführte ich. Es ist mir einfach zu heiß und zu eng und nicht mein Ding an diesem Tag. Martin fährt wieder einmal, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Zu beneiden. Ihm macht die Hitze fast nichts aus, während Chris und ich jeden Tag bis zu 6 Liter Wasser gesoffen haben. Soll so sein. Weiter unten ist der Steig jedenfalls voll speedig, wie Matze es liebt und so liegen wir schon 3 Stunden später beim Gardasee am Strand und lassen uns von der Sonne trocknen. Als ich mit Martin am Abend nach Hause fahre, sind wir auf alle Fälle mit dem Nobelkurzurlaub mit Pool äußerst zufrieden. Aber wir freuen uns schon auf die Alpintouren bei uns in den Alpen, denn im Sommer hat es auf 2900 Meter über dem Meer einfach wesentlich angenehmere Temperaturen.