Bei manch einer unserer Touren, würde ich es tatsächlich verstehen, wenn sich ein Wanderer über die Sinnlosigkeit des Unterfangens mokiert. Diese hier, war auch wieder so ein Fall. Doch interessanterweise hören wir gerade bei den Hardcore Touren so selten wie nie ablehnende Äußerungen, oder müssen Hohn und Spott über uns ergehen lassen. Ich habe dazu zwei Theorien:
1. die Wanderer denken sich: „die armen Schweine! In diesem Gelände mit dem Bike. Da ist aber einiges an der Tourenplanung schiefgegangen“. Wenn Stone dann noch einen von unseren vorgefertigten Standardschmähs loslässt („auf unserer Karte ist hier eine Forststraße eingezeichnet“), ist den Wanderern alles klar. Sie wissen meist nur nicht, ob sie nun lachen, oder mitleidig dreinschauen sollen.
2. Theorie: der Wanderer denkt sich: „wer in so einem Gelände mit dem Bike unterwegs ist, wird schon wissen was er tut“ und spart sich somit jeden weiteren Kommentar uns gegenüber.
Wie auch immer. Jedenfalls hatte ich bei dieser Tour ständig darauf gewartet, dumme Sprüche zu hören. Doch statt dessen hörten wir nur Positives, obwohl ich beim Rauftragen schon selbst an uns zweifelte. Wäre nicht Stone, Matze und Tobi mit zwei Freunden schon im letzten Jahr hier gewesen, hätte ich bestimmt über die Sinnhaftigkeit der Befahrung dieses Steiges gegrübelt. Doch Stone hatte schon so oft von diesem Berg geschwärmt, dass wir (Felix und ich) einfach mit ihm hierher mussten und ihm voll und ganz vertrauten. Eine S5 Stelle nach der anderen. „Diese Abfahrt kann dauern“ dachte ich mir so nebenbei, obwohl wir dank gut geplanter Anreise „nur“ 900Hm zu überwinden hatten und uns die elends lange Anfahrt sparten: 15 Kilomter bis zum Einstieg des Trails, wie das letztes Jahr die anderen Jungs gemacht hatten. Nein Danke!
Nun wie war dann die Abfahrt tatsächlich: Es regnete permanent! Doch nicht von oben (da hatten wir aber sooo eine Fetten! Es begann erst 50 Meter vor dem Auto zu schütten, obwohl es den ganzen Tag aussah, als ob’s gleich jetzt anfangen würde) Nein, es regnete Schlüsselstellen, eine nach der anderen. Eigentlich besteht ja der ganze Trail nur aus Schlüsselstellen. Umso erstaunter waren unsere Gesichter, als Stone während einer kurzen Rast auf die Frage von Felix wie der Weg denn nun weitergehe voll im Ernst antwortete: „i glaub jetzt is es dann a bisserl verblockt“. Schallendes Gelächter. Der Titel des Berichts war geboren! Doch von Flow kann bei dieser Abfahrt wirklich keine Rede sein. Egal. Für uns ein unglaublich geiler Weg! Hammer! Danke Tobi! Für mich die Perle von Bayern (wär‘ auch ein guter Titel). Felix zog eh oft Vergleiche zur Perle des Gardasees, die ich ja so gar nicht als Perle sah. Doch das ist eine andere Geschichte…
Das beste kommt zum Schluss:
Die letzten 200 Höhenmeter erlebte ich dann ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Der Weg zieht hier recht flach in einer sehr engen Linie dahin, Spitzkehren, immer wieder auch recht knackige Stellen, in einer Landschaft die einem den Atem raubt. Rechts unter uns eine Klamm, die jedem Canyoning Freak das Herz höher springen lässt, mit dem Bike, kippen verboten! Mischwald rings herum und bis auf den Steig und uns keine Anzeichen von Zivilisation. Jeder von uns war hier noch immer voll konzentriert bei der Sache, doch es machte sich plötzlich ein irrer Genussfaktor breit. Mit einem innerlichen, breiten Grinsen zog ich mein Bike Kurve um Kurve, jede der schwierigen Stellen schien nun nach dem krassen oberen Teil um 2 Klassen leichter. In meinem Kopf, eine alte Pink Floyd Melodie. „So fühlt sich ein Adrenalinrausch an“ dachte ich mir. Nur schade, dass wir keinen blauen Himmel hatten. Die Quantität und Qualität der Fotos fällt entsprechend bescheiden aus. Und wem die Bilder zu diesem Bericht zu fad oder harmlos sind, der soll sich nochmals den Bayern Teil von Quantum of Freeride ansehen (Minute 12:50 bis 13:35). 😉 Für mich ist es jedenfalls beschlossene Sache: Die „a bisserl verblockte“ Perle sieht mich garantiert wieder…