Während der Heimfahrt von unserer heutigen Tour, lese ich in der aktuellen „Freeride“ ein Interview mit vier deutschen Profis der MTB Szene. Im Artikel „stirbt Freeriden?“ geht es um die Zukunft der Freeride-Szene und wohin sich der Sport wohl entwickeln wird, ob denn die aktuellen Wettkämpfe und Megaevents wie Qashqai, Adidas Slopestyle, Ride to the lake, Rampage, usw. noch was mit Freeriden zu tun haben oder nicht. Dabei diskutieren die vier eifrig, was denn „Freeriden“ überhaupt auszeichnet. Die ewig gleiche Diskussion, nun schon seit der Erfindung des Slopestyle. *schnarch*
Diese „Schubladisierung“ von dem was Leute so tun, geht mir ohnehin voll auf den Allerwertesten. Doch was mich in diesem Artikel aufhorchen lässt, ist die Begeisterung der vier Profis bei einem gemeinsamen Trip in der Provence. Die vier haben wahrscheinlich schon so gut wie alle interessanten Spots und Wettkampfevents dieser Erde gesehen und erlebt, aber was sie am meisten begeistert ist: „…ein paar Freunde ziehen zusammen los und entdecken das Gelände … Wir waren ganz unter uns. Ganz ohne Wettkampfgedanke probierten wir rum und versuchten, was alles möglich ist, alle halfen zusammen und tauschten sich aus.“ Und die vier sind sich schließlich einig: „Genau, das war Freeriden…“
…und wie ich so diesen Artikel lese, huschen plötzlich Bilder durch meinen Kopf: Wie wir gestern angereist sind, die ganze Fahrt schon nur Gelächter. Ein Witz und eine tolle Story folgten der nächsten. Und wie wir uns anschließend einen Schlafplatz suchten – abenteuerlich! Dann die Fotosession unter nächtlichem Sternenhimmel von Tom und mir, während sich Matze und Maschtl genüsslich ein Bier gönnten. Wir sahen Sternschnuppen, Sateliten und die Milchstraße. Die Nacht in der alten Säge. Wir lagen im Schlafsack, eingepfercht zwischen landwirtschaftlichen Geräten aus Opas Zeiten und Mausdreck am Boden. In dieser Kulisse könnte man auch gut einen Horrorfilm drehen.
Ich denke daran, wie wir uns in der Früh mit Blick auf ein Bergpanorama wie aus einem Bilderbuch der Alpen die Zähne putzten und mit kaltem Bachwasser den Mund ausspülten und an den Aufbruch zur Tour auf einen 3100er Gipfel – vermutlich eine Erstbefahrung. Trotz der Strapazen (die 800Hm auf der Forststraße waren wirklich erbarmungslos steil und dann noch 1000Hm die Bikes auf den Gipfel tragen) hatten wir Spaß ohne Ende. Die Landschaft, trotz des Nebels am Gipfel, ein Traum. Am Gipfel ein paar nette Plaudereien mit anderen BergsteigerInnen. Der Singletrail vom Gipfel: echt hart, steil und rutschig, doch bis auf 10 Meter alles fahrbar. Auch wir probierten zusammen die schwierigsten Stellen und filmten bzw. fotografierten uns dabei. Eine Panne an Tom’s Rad wurde gemeinsam behoben. Immer wieder Pausen wo wir zusammenwarteten und uns austauschten, wie perfekt denn diese Tour schon wieder ist. Auch hier wieder viel Gelächter und Spaß pur…
…wie ich so im Auto sitze (im Hintergrund läuft in Maschtls CD Player ein Live Konzert von Perl Jam) wird mir wieder einmal klar: Wir genießen hier – Tour für Tour – das sogenannte „Freeriding“ in seiner reinsten Form. So wie es sich sogar Pro’s der Freeride Szene wie Guido Tschugg, Rob J und Benny Korthaus wünschen. Kein Wettkampf- oder Trainingsstress (Marathonrennen wie Stubaital Marathon, Bikerides Trophy, usw. sind einfach nicht nach unserem Geschmack), keine Aktionen, die wir für jemanden anderen (Sponsoren, Bike Zeitschriften, etc.) machen müssen, sondern jede Tour ausschließlich für uns, just for fun, aus Freude an der Sache selbst.
Mit Freunden losziehen und das Gelände entdecken. Freeriden eben…
Ein Kommentar
Genau das ist Freeride!