Am 3. Tag wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, da wir von den ersten zwei Touren etwas Müdigkeit in den Knochen spürten (ich mehr in den Muskeln). Wir beschlossen also „Lifteln“ zu gehen. Als wir am Vortag bei einer Liftstation den Plan der lokalen Schi- und Bikearea sahen, war unser Interesse für Flaine geweckt. Laut diesem Plan muss es dort eine Fülle von Bikestrecken in allen Schwierigkeitsgraden geben. Die Anreise erfolge bereits am Ende von Tag 2, die verwinkelte Bergstraße in dieses Schigebiet war recht abenteuerlich in der Dunkelheit. Doch der Blick auf das nächtliche Cluses beeindruckte uns.
Als wir endlich einen Schlafplatz für Bus und Insassen gefunden hatten, waren wir sicher, am richtigen Ziel gelandet zu sein.
Komische Geräusche weckten uns dann um ca. 8 Uhr 30. Der Blick aus dem Bus zeigte uns, dass das Weckgeräusch der Brenner eines Heißluftballons war, der mitten am Parkplatz der Liftstation gestartet war.
Als auch nach 9 Uhr die Gondelbahn immer noch nicht in Betrieb war und wir auch keinen Plan von den Bikestrecken fanden, waren wir uns nicht mehr so sicher, am richtigen Ziel zu sein.
Also wieder in den Bus und noch weiter den Berg rauf in den letzten Schiort der Bergstraße.
Wieder Golfplatz, wieder riesige Hotels samt Tagungszentrum, wieder keine Rede von „dem Landschaftsbild angepasster Schiort“.
Die Bahn nahm Biker mit und obwohl es keinen Plan von den Bikestrecken gab (verdächtig, verdächtig) erklärte uns die nette Dame am Schalter, wo wir runterfahren können. Wird schon passen dachten wir.
Als wir an der Bergstation ausstiegen, war erst mal großes Staunen angesagt. Das „Grand Massif“ war wieder ein grand pièce näher gerückt und der Mont Blanc in greifbarer Nähe. Geile Kulisse! Fotos, staunen und suchen nach der Bikestrecke. Die von der Dame beschriebene Abfahrt stellte sich als breite Forststraße raus, von anderen Strecken keine Spur. Also suchten wir nach Wandersteigen und fanden ein Plattenparadies. Letztlich gabs dann 3 Stunden Plattengetriale und einen echt lässigen Steig, allerdings insgesamt nur 800Hm. Eine Herde an Steinböcken beobachtete unser Treiben und die vielen Touristen, die mit Liftunterstützung in eine ihnen sonst verschlossene Welt transportiert wurden. Wo sonst sieht man Damen mit Knöchellangem Rock und Sandalen in 2500 Metern Höhe auf Kalkplatten herumbalancieren? Um 14 Uhr sind wir zurück beim Bus und beschließen gleich weiter nach Chamonix zu fahren.
Nachdem uns schon Avoriaz und Flaine „beeindruckte“, das ist alles nichts gegen Chamonix. Der Ort liegt zwar nicht auf 1800 Metern Höhe, doch umso touristischer ist er nochmal im Vergleich zu den bisher gesehenen. Gleich bei der Ankunft ist uns klar, alles was wir von Chamonix sehen wollen ist die Liftstation die uns gegenüber vom Mont Blanc hochbringt und dann wieder nix wie weg. Die Landschaft ist sehr geil, doch was hier im Ort und auf den Bergen betrieben wird nur noch abartig. Wir erkundigten uns also über Preise, Liftzeiten usw. und beratschlagten was wir tun.
Mir kam dann die Idee, gleich noch heute mit der letzten Bahn raufzufahren und das tolle Abendlicht für Foto und Film zu nützen. Wir lagen dann gemütlich bis nach 19 Uhr in einer Wiese auf 2000 Metern Höhe und genossen den direkten Blick auch Mont Blanc, Aiguille Du Midi, Aiguille du Dru, usw. Nach Fotos und ein paar Filmsequenzen folgte die Abfahrt und die war überraschenderweise echt lässig inklusive einer Bikestrecke im unteren Teil mit sacksteilen Abkürzungen die uns richtig Spaß machten.
Tag 4: Es begann noch in der Nacht zu regnen und zwar ausgiebig. In der Früh, als wir die wolkenverhangenen Berge sahen, waren wir heilfroh dass wir noch am Vortag mit der Bahn rauf sind. Jetzt sahen wir nichts mehr vom Mont Blanc und den anderen Gipfeln. Uns hielt also nichts mehr fest in Chamonix und wir beschlossen nach Les Gets zu fahren um das erste Mal eine richtige Bike Park Session zu machen in Portes Du Soleil. Auf dem Weg dorthin wurde noch geshoppt und zwar bei Quechua, der Shop lag direkt am Weg 🙂
In Les Gets haben wir dann ein Nachmittagsticket gelöst und uns noch 3 Fahrten gegönnt. Naja war ziemlich schlammig im Wald und die Wurzeln spannend zu fahren. Die Anliegerstrecken waren ganz witzig, doch schon voller Bremsrillen und entsprechend rüttelig. Spaß hat es uns trotzdem gemacht. Zumindest hatten wir so doch noch einen Bikefreien Tag vermieden 😉
Tag 5: Genug ausgeruht! Jetzt war wieder eine richtige Tour angesagt. Stone fand in einer Karte von Felix Hinweise zu einer Tour die Felix offenbar gefahren war, uns aber nix davon erzählt hat 😉 Da stand was von G4-G5 und S4-S5. Was soll man dazu noch sagen. Da mussten wir natürlich hin. Anreise war wieder am Vortag, also direkt nach der Bike Park Session in Les Gets. Als wir dann am frühen Vormittag am besagten Steig die Räder rauftrugen, war uns klar was Felix mit seinen Markierungen gemeint hat. Und bei den heutigen Bedingungen nach dem Regentag war die Strecke sicher nicht gerade leichter zu fahren. Nach 600Hm kamen wir zu einer Abzweigung. Links ging es weiter wo Felix damals war, doch geradeaus entdeckten wir einen vielversprechenden Steig, der durch einen Felsdurchsetzen Hang in ein Tal mündete. Sah sehr verlockend aus und natürlich wurde von uns beiden diese Variante gewählt. Nun folgte eine philosophische Stunde über „S“ und „G“ Skalen und deren Sinnhaftigkeit. Vor allem mit der „G“ Skala war Stone nicht zufrieden, denn seiner Meinung geht es ja mehr um die Ausgesetztheit als um die allgemeine Gefahr bei Sturz. Sich verletzen und auch tötlich verunglücken kann man ja auch auf einer Forststraße, so müsste die „G“ Skala also immer im Zusammenhang mit der Geschwindigkeit, der fahrweise und dem Können des jeweiligen Bikers stehen. Absurd also. Wir haben dann spaßhalber die „A“ Skala (Ausgesetztheit) erfunden und noch andere die ich jetzt gar nicht mehr weiß. War jedenfalls sehr lustig 🙂
Ja so kann man sich auch die Zeit vertreiben während man Rad und Rücksack über seilversicherte Kletterpassagen hochträgt 😉
Ziel war dann ein Refuge auf 2200m (?). Landschaftlich schon wieder hammermäßig. Ein abgeschiedenes Tal abseits von Lifttrassen, Bikepark- und Flying Fox Action. Wir trafen wieder sehr viele nette Leute (schöne Grüße an dieser Stelle nach Belgien) und genossen ein Dosenbier auf das ich Stone bei der Hütte einlud.
Die Abfahrt war dann wieder Hammer! Zuerst recht flott bei der Hütte los, kamen dann einige lässige Felspassagen, bis wir wieder zu den seilversicherten Stellen kamen. Dort probierten wir ein paar Sachen, mussten aber auch einiges auslassen. Definitiv unfahrbar und jenseits von S7 und G9 *lol*
Die bereits von Felix befahrenen unteren 600Hm waren inzwischen zum Teil aufgetrocknet. Dadurch dass wir bereits „eingefahren“ waren und schwere Stellen vom oberen Teil hinter uns hatten, kam uns die untere Passage gar nicht mehr S4 und G5 vor. Auch die nassen Wurzeln machten nach dem Les Gets Nachmittag richtig Spaß. In einem Schwung fuhren wir bis zum Auto durch. War sehr lässig!! Kommentar einiger Franzosen im Vorbeifahren „sportif!“ 🙂
Letzter Tag: Da uns noch die lange Heimfahrt bevorstand, entschlossen wir uns für einen weiteren Bikepark Tag. Das Gebiet zwischen Châtel und Morgins stand am Programm. Am Vorabend Anreise zur Talstation in Pré la Joux. Wir lieben die Franzosen und ihre Leidenschaft für Camping! Wo sonst findet man tip-top hergerichtete Parklätze samt Toilettenanlagen usw. für Wohnmobile? Kostenlos selbstverständlich. Wo sonst stört es keinen Menschen wenn 20 jährige „Kids“ ein Lagerfeuer am Liftparkplatz zünden und dort ihre Zelte und Zeltpavillons aufschlagen, lautstark Musik hören und ihre Downhiller testen?
In der früh schauten wir uns also die Strecken von Châtel (Pré la Joux) an. Hammer sag ich nur! Was die dort geleistet haben ist gewaltig! Leider waren einige Northshore Strecken wegen Umbauarbeiten geschlossen und die die offen waren, entweder zu einfach oder viel zu schwer (wir hatten keine Luste auf Northshore Lines mit abschließendem 7 Meter Gap über einen Bach). Allein der Slopestyle Parcours bekannt vom Châtel Mountain Style im oberen Teil ist angsteinfößend! Wir sind einige Strecken abgefahren, vor allem die schwarzen Pisten waren nach unserem Geschmack, auch wenn wir die meisten Stunts ausgelassen haben. Beeindruckend war auch zu sehen wie 12 jährige Kids mit ihren Vätern über die Roadgaps und Bäche sprangen, als wäre es gar nichts. Wenn man immer nur Bikepark fährt wird man offenbar ebenso schnell stunts gewohnt wie wir Felsstellen an ausgesetzten Felswänden.
Von Pré la Joux gings zu Mittags weiter nach Morgins. Wir freuten uns schon auf die von Felix beschriebenen Northshores, doch leider gabs kaum welche. Offenbar wurden die meisten davon abgebaut. Es gibt dort 3 Strecken, wir sind alles drei abgefahren. Auch sehr spaßig und bei weitem nicht so brutal wie in Pré la Joux. Zu guter Letzt sind wir noch direkt in Châtel mit der Gondelbahn rauf. Da haben wir uns dann noch ordentlich verkoffert. Von der ursprünglichen Strecke ist nicht mehr viel übrig und offenbar wird die auch nicht weiter gepflegt. Na ja bei der Konkurrenz eingebettet zwischen Pré la Joux und Morgins sicher nicht einfach…
Nachdem wir französischen Käse gekauft haben gings dann schließlich heim. 80% der Heimfahrt in strömendem Regen. Felix ein fettes Danke für den genialen Wetterbericht. Einen halben Tag Regen in einer Woche konnten wir leicht verkraften und ich glaube wir hatten tatsächlich einen der trockensten Flecken von Mitteleuropa gefunden in dieser Woche…
Portes Du Soleil ob mit oder ohne Bikepark ist definitiv wieder mal eine Reise wert! Geil wars!
7 Kommentare
Scheiß mi an, was i alles versamm 🙁 , aber dafür mach i immer tolle Ausflüge mit der Familie. Aber wenn die Kinder mal älter sein…. dann bin i ah älter 🙁 . Scheiß drauf, da muaß i a amol hin. Fahrts dann no amol mit?
Geniale Fotos und ebensolcher Bericht.
Wow!!!! Atemberaubend schön!!!!!!
super fotos!!!!!! wie immer 🙂
Tommi immer wieder gerne! Aber für 3 Tag rentiert sich die weite Fahrt nit 😛
Schwesterherz und Hanna: Dankeschön!! 😳
ma ealich in oll de biking hiker fanjahre: de Mum (ehemalige Sister Stone hihihi) – findet mit Obstond de geilstn Aufnohmen und supa Bericht. (wahrscheinlich wg. meina noch offenen MT.B. Rechnung!!)
Hey, habe gerade fasziniert „Evolution“ gesehen und den Tollen Bericht von der Frankreich-Woche! Ich liebe diese Gegend, wir sind Sommers wie Winters im Grand Massif. Mt. Buet mit Bike ist aber noch auf der ToDo-Liste..
Übrigens war das kein Adler, sondern ein Bartgeier 😉 die leben da…
Bitte – eure Tour am 5. Tag in Les Gets – welches Refuge war das und auf welchen Gipfel ging es da? Bilder und Bericht sind super!!!!
lg stay safe
der olli
Hy Olli!
Ja das mit dem Bartgeier haben wir danach auch noch festgestellt 🙂
Ich hab Dir eine PM geschickt mit einer Beschreibung. Auf der Homepage wollen wir keine Tourdaten veröffentlichen.
Danke für Deine Komplimente 🙂
Viel Spaß noch beim Biken!