Es ist wieder einmal soweit. Wir (Chris, Maschtl und meine Wenigkeit) brechen zu einer Hochtour auf. Die Idee dazu kam mir vor 2 Wochen, als ich mit meiner Familie den Weg das erste Mal unter den Schuhen hatte. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für meine Frau (ganz ungewohnt, wenn es nicht mehr die Freundin ist 🙂 ) ziemlich anstrengend ist, zusammen mit mir auf den Berg zu gehen. Das ständige: „Ist des a geiler Weg, der gangat ja super zum obiblatt‘ln“, oder: „De Stell schaugt a voll lässig aus, des gangat sicher“ – kann einem ganz sicher irgendwann den Nerv ziehen. Jedenfalls war ich mir nach jenem Wochenende sicher, dass wir da noch einmal rauf müssen und zwar mit den Bikes.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass nicht nur die Landschaft, sondern auch die Hütte mit der ganzen Belegschaft ein dickes Lob verdienen. Unsere Kinder wollten gar nicht mehr hinunter ins Tal und wir mussten ihnen versprechen, dass wir wieder einmal hier übernachten und dann nicht nur für eine Nacht.
18 Uhr 50 jetzt heißt es aber beeilen, nicht dass wir womöglich kein Abendessen mehr bekommen. Also flux die Bikes geschultert und ab durch die Mitte.
Außer Atem, nassgeschwitzt stehe ich 70 Minuten und 700Hm später am Tresen und melde uns für die Nacht an. „Ja hallo! Warsch du nit jetzt vor kurzem da heroben mit der Familie?“ Das nenne ich eine Begrüßung. Schnell das Lager checken, Essen bestellen und dann mit dem Weizenbier vor die Tür, um in Ruhe Speis und Trank zu genießen. Auch das Kartenspiel kommt diesmal wieder nicht zu kurz und so spielen wir mit Julia (einer Aushilfe auf der Hütte) bis kurz vor Mitternacht (die anderen Gäste schlafen schon – ja so geht es auch!) eine Partie nach der anderen. Chris und ich bekommen 3 Knödel :-(.
Um sieben stehen wir auf. Shit wir hatten den Wecker eigentlich auf 6 Uhr eingestellt und wollten schon am Weg sein. Schnell frühstücken und dann geht es ab. Der Hüttenwirt gibt uns noch eine Aufgabe mit auf dem Weg: Der Wegwart hat nämlich spaßhalber auf ca. 2700 Meter das Schild„Fahrräder abstellen verboten!“ montiert und meinte, dass hier sowieso nie jemand mit einem Bike fahren würde. Das Foto ist jedenfalls im Kasten und demnächst auf dem Weg zum Hüttenwirt.
Eine Stunde nach Mittag stehen wir auf dem Gipfel und sind wieder einmal von der Natur überwältigt. Martin ist schon etwas nervös, denn er weiß dass oft am Nachmittag ganz ganz böse Wolken kommen und das Filmen erschweren. Immer diese Regisseure, stressen rum ohne Grund. Aber er hat recht. Es ist ein weiter Weg von 3200 Meter auf ca. 1600 Meter und gefilmt bzw. fotografiert wird sicher auch noch auf Teufel komm raus. Also zurück zu den Bikes, die Schützer angezogen und los geht’s. Ein bisschen Respekt haben wir schon vor der Abfahrt. Es ist wieder einmal alles dabei. Von Felspartien, über Geröllfelder mit Kopfgroßen Steinen, bis zu steilen, verwinkelten Trialstellen und das alles im absolut hochalpinen Gelände. Meter um Meter suchen wir uns den besten Weg hinunter ins Tal und immer wieder hört man Jubelschreie, wenn etwas besonders gut gefahren wurde. Unterbrochen von Film-, Foto- und Schwimmpausen erreichen wir Stunden später wieder den Ausgangspunkt von heute Morgen. Es wird fast schon zur Gewohnheit, dass die Bikes bestaunt werden und wir die üblichen Fragen beantworten, was alles fahrbar ist, wo man schon überall war und so weiter. Aber es ist immer wieder nett, dass soviele Wanderer unser Hobby respektieren und uns gegenüber wohlwollend sind. Im Endeffekt genießen wir ja alle nur die Natur und die Bewegung.
So, jetzt ist es aber soweit. Die letzten Höhenmeter liegen vor uns. Dieser Teil wird sicher absolut flowig. Und nachdem der Weg weit voraus einsehbar ist, lassen wir es so richtig krachen. Wenig später rollen wir erschöpft zum Biking-Hiking Bus.
Immer wieder diese Schlußsätze…
Oft werde ich gefragt, warum man sich das alles antut, das Bike und den Rucksack mit insgesamt 35 Kilogramm Gewicht den Berg hochzutragen und dann solch schwierige Wege herunter zu fahren.
Erklären kann man das nicht so einfach. Es ist vielleicht das Gefühl das sich im Körper nach jeder Tour ausbreitet. Eine Mischung aus Zufriedenheit, Stolz und Genugtuung eine Tour mit Hilfe von Landkarten und anderen technischen Raffinessen im Internet herauszusuchen und diese mit guten Freunden einen Tag lang zu genießen.