Felix hat für heute eine Tour im Auge, die mir auch Martin schon mal vorgeschlagen hat. Von den 3000Hm sind 900 zu fahren, 900 zu tragen, die restlichen 1200 übernimmt für uns eine Gondelbahn. Bergab kosten wir natürlich die vollen 3000Hm auf diversen Trails aus. Es ist Mittwoch und mein dritter Urlaubstag. Da sich auch Felix frei nehmen kann, nützen wir zwei das Kaiserwetter und starten zeitig in der früh los.
Die Rundtour führt uns erst mal etwa 15km taleinwärts, einen Bach entlang, bis zur Talstation der Gondelbahn. Vom ersten Meter an genießen wir die frische Luft, wie man sie nach einem Regentag im Sommer kennt. Das Bachrauschen und die Licht-Schattenspiele der Morgensonne im Blätterlaub der Bäume entlang des Weges, stimmen uns für den Tag ein. Pünktlich zum Start der ersten Bahn stehen wir an der Kasse und 2 Minuten später sitzen wir auch schon in der Gondel. Es motiviert sehr, wenn man gleich zu Beginn der Tour 1200Hm überspringen kann und nach nur wenigen Minuten auf 2000 Meter Meereshöhe steht. Von hier schieben und tragen wir die Radeln etwas mehr als 500Hm empor und so stehen wir lange vor dem 12 Uhr läuten am ersten Gipfel. Die höheren Berge rund um uns, sind vom Schneefall am Vortag noch leicht angezuckert.
Nach einem kurzem Sonnenbad cruisen wir den souligen Trail hinab, vorbei an kleinen Bergseen und Tümpeln. Felix stellt fest, dass sich der Trail perfekt in das Landschaftsbild einschmiegt. Von den Hochalmen führt uns der Trail schließlich in den Hochwald und sofort wird aus dem souligen Trail ein verspielter Wurzelweg, mit Steinstufen und Bachquerungen. Nach 800 Höhenmeter haben wir den ersten Teil der Tour hinter uns. Allein bis hier her, wäre der Tag schon ein Hit, aber wir wollen noch mehr.
Nun geht es etwa 300 Höhenmeter einer Straße entlang auf die Passhöhe und weitere 400 Höhenmeter auf einem sehr steilen Schotterweg in Richtung zum zweiten Gipfel. Dann heißt es ein weiteres Mal an diesem Tag „schultern“. Auch hier sind wir wieder umgeben von Bergseen. Unglaublich welche Farben die zum Teil haben. Ein naher Stausee ist so türkis, als wäre er eingefärbt.
Als der Steig 400Hm unter dem Gipfel in ein steiles Steinfeld mit vielen Spitzkehren und Seilsicherungen führt, treffen wir zum X-ten mal an diesem Tag auf Wanderer. Die 3-köpfige Familie aus Dresden bestaunt schon von weitem unsere Aktion. Als wir schließlich aufeinandertreffen, wird uns Respekt für unsere Leistung bekundet. Gleichzeitig erzählt uns die Familie, dass sie am Weg zum Gipfel von einem 68 jährigen Herzpatienten überholt wurde (schöne Grüße an dieser Stelle nach Graz!). Und nun wir mit unseren 19 Kilo Bikes! Nach einem netten, kurzen Plausch geht’s weiter. Etwa 15 Minuten später, sehen wir ein Stück unter uns eine Bergläuferin an der Familie aus Dresden vorbeilaufen. Mit offenem Mund schaunen die drei der jungen blonden Dame nach. Was müssen die sich gedacht haben: „die spinnen die Tiroler“, „lauter verrückte sind auf diesen Bergen unterwegs“. Wir zerkugeln uns gemeinsam mit der Läuferin, als sie bei uns vorbeikommt und wir ihr über die Eindrücke der Urlauber erzählen…
Irgendwann stehen wir am Gipfel. Unser Blick schweift über die Täler und Bergkuppen, bis wir zu jenem Punkt kommen, an dem wir einige Stunden zuvor standen: Am ersten Gipfel des heutigen Tages. Beeindruckt über die zurückgelegte Distanz sitzen wir einen Moment still da und kauen an unserer Jause. Nach einem netten Schwätzchen mit dem Herren aus Graz brechen wir schließlich zur Talfahrt auf…
Mit einem breiten grinsen im Gesicht, stehen wir 2000Hm tiefer, und lange Zeit später am Talboden des Inntales. Nun gehts noch ein gutes Stück zurück zum Ausgangspunkt, wo das Auto steht. Am Weg retour, sehen wir bereits links und rechts von uns die nächsten möglichen Touren. Für uns ist wieder einmal klar: wir wohnen in einem Paradies…