Archiv des Autors: Ferdinand Ziernhöld

Wahlsonntag!

Mit einer Wahlkarte hätte ich schon um sieben am Treffpunkt sein müssen, so gesehen war es Glück keine zu haben. Ausschlafen bis acht, gemütlich Kaffee trinken und Müsli essen hmmm anschließend schnell ins Wahllokal und dann mit dem Auto den Vorsprung der Anderen aufholen. Allerdings waren die schon ein Stück weiter als gedacht, das bedeutet in persönlicher Bestzeit auf die Alm puhh, endlich große Begrüßung und kurze Verschnaufpause.


Von Almgelände geht’s noch ein kurzes Stück zum Treten, und bald werden die Räder in gewohnter Manier geschultert. Das Wetter ist entgegen der Vorhersage ganz passabel, und die Sonnenbrille ist schon im Einsatz, der Schweiß strömt und die Vorfreude wächst. Bald haben wir eine Steile grasbewachsene Rinne unter uns gebracht, und genießen den frei werdenden Blick auf die Berge der Umgebung. Jetzt geht’s über eine bewaldete Gratschulter im leichten Gelände weiter.

Die Vegetation verändert sich die Fichten weichen Lärchen dann Latschen und schließlich gibt’s nur noch Gras. Okay ein paar Blumen und Moose, aber so genau wills eh keiner wissen, oder? Mein Bike lass ich vor dem eigentlichen Gipfelaufbau liegen, und noch ein, zwei tun es mir gleich. Der Rest schleppt die Drahtesel über Schotter durch steile Rinnen und ausgesetzte Stellen bis zum Gipfelkreuz. Respekt.

Von dort sieht man weit ins Tal. Die Häuser sind fuzziklein, sogar die Almhütte ist kaum zu sehen, man hört eher die Blasmusik…Ein Adlerpärchen umkreist den Berg,leider immer so weit entfernt, dass sie nicht auf Foto zu bannen sind, dennoch beeindrucken mich die großen Vögel, die ohne Flügelschlag durch den Himmel segeln. Es wird kühl und wir machen uns an die Abfahrt. Zuerst sehr steil und im tiefen Schotter sind ein paar sehr schwere Stellen zu meistern.

Dann am Grat entlang meist über steilen Wiesen bis zu einer sehr ausgesetzten Stelle die nur was für den Stone, Reini und Tom ist. Wir schauen nur zu und wundern uns. Die Abfahrt ist abwechslungsreich und wir genießen das gemeinsame Erlebnis. An einer Stelle die ich als leicht eingestuft habe flieg ich zuerst in die Latschen und beim zweiten Anlauf über diese drüber. An dieser Stelle herzlichen Dank an dich Bernd für deine schnelle und beherzte Reaktion, ohne hätte ich wohl übel ausgesehen.

Ab ca 1600 Meter Höhe tauche ich in den Almweg ein und der Rest fährt einen alt bekannten Steig, der sich heute von seiner feuchten und schlammigen Seite zeigt. Eigentlich müsste man Saite schreiben weil die Jungs virtuos über die Stufen rocken. Es gibt keine weiteren Zwischenfälle und alle kommen zufrieden und ausgepumpt zum Ausgangspunkt zurück. Am Schluss noch mal ein Danke an Alle für die Hilfe und für’s Nachfragen.

Scotty bitte beamen!

Die Tom‘s mit den vielen Kindern – wenn das so weitergeht braucht man (hoffentlich :-)) bald 2 Hände zum Zählen – und meine Wenigkeit machen sich wieder mal auf um neue Galaxien zu erkunden. Ja ich fühl mich heute wie Captain Kirk, für die Jüngeren unter euch das war der Vorgänger von Jean-Luc Picard. Dabei ist das Gebiet eigentlich altbekannt, nur haben wir so nebenbei die eine und andere unbekannte Spezies entdeckt. Schon nach den ersten paarhundert Metern radeln, sind uns winzig kleine Orchideen aufgefallen, die sogar dem (3-K-T) 3-Kind-Tom unbekannt waren. Der hat natürlich pflichtbewusst Dokumentationsfotos geschossen, vielleicht weiß ja wer worum sichs dabei handelt. Bei der ersten Rast, waren wir dann plötzlich von vierbeinigen Jausen-Dieben umgeben, die sich zuerst scheinheilig und bald dreist auf unsere Schinken-Brote gestürzt haben.

3-K-T hat sich mutig vor die Meute gestellt und sie vertrieben. Ach ja, die waren als Schafe verkleidet, aber Schafe würden wohl doch keinen Schinken fressen, oder? Das waren hungrige Aliens, ich bin ganz sicher. Nach einigen Stunden Radl-tragen haben wir dann einen Eisplaneten entdeckt, der uns nach kurzer Diskussion zur Abfahrt bewogen hat.

Aber wir kommen wieder, und dann rauf auf den Gipfel wie nix! Wir haben uns beeilt, weil der 2-K-T zum Geburtstag !!!ALLES GUTE!!! zum Essen eingeladen war. Das war wohl auch der Grund für einen harmlos aussehenden Sturz, bei dem er sich aber an der Hand und am Knie verletzt hat. Er hat wie ein Indianer die Zähne zusammengebissen, und ist weiter souverän abgefahren. Wir sind stolz auf dich! Nach ein paar rassigen Stellen hat er sich aber verabschiedet, weil Geburtstagsessen eben, da kommt man nicht zu spät.

Zu zweit sind wir gemütlich bis zum Alpengasthof gerollt, und haben uns dort in der Sonne einen Radler schmecken lassen. Den Weg ins Tal haben wir über flowige Trails gefunden, um unsere Räder dann von einem jungen Biker im Eissalon bewundern zu lassen: “Boa Mamma i will a so a Radl!“ Die Mutter wird’s uns danken…

Große Ochsenwand

Es ist Mitte November vier Uhr früh. Zumindest fühlt sichs so an. Tom meint ja rückblickend wir hätten uns um acht getroffen, aber das kann wohl nicht sein. Jedenfalls starten wir im stockdunklen bei eisigen Temperaturen ins Stubaital. Über einen steilen Forstweg, gelangen wir zur Schlicker Alm, und von dort weiter zum Einstieg des Klettersteigs. Hier treffen wir auf zwei Jungs aus Wasserburg am Inn, die offensichtlich noch früher aufgestanden sind!! Einer der Beiden war schon im Sommer hier, und erzählt von zig Bergsteigern die damals hier rauf wollten. Heute sind nur wir vier unterwegs, es ist also eine richtig private Bergbesteigung, und das genießen wir auch. Wir ziehen die Gurte an, und hängen die Klettersteigsets ein. Bei dieser Übung hab ich vermutlich meine Schlüssel aus der Tasche gestreift, also wenn dort jemand einen rostigen Opelschlüssel findet, ich hab das passende, rostfreie Auto dazu. Es gibt auch Finderlohn! Während Tom noch Fotos schießt, sind die beiden Wasserbürger grinsgrins bereits am Seil entlang verschwunden. Mittlerweile wärmt uns die Sonne, und auch wir klinken unsere Karabiner sicherheitsbewußt ins Seil ein. Auf der Südseite ist der Steig schneefrei, und problemlos zu begehen. Wir kommen flott weiter, und merken kaum wie die Höhenmeter an uns vorbeiziehen. Der Rundumblick ist beeindruckend, die Sonne lacht am Himmel, und wir unterhalten uns prächtig. Wir sind mit uns und der Welt zufrieden.

Um ungefähr halb zwei erreichen wir den Gipfel. Das Wiedersehen mit den Wasserbürgern wird mit einem bayrischen Schnaps gefeiert. Danke an dieser Stelle! Der Weg geht, im Sommer problemlos, am Grat entlang weiter. Heute ist die schräge Platte, die südseitig recht steil abbricht, von 50 Zentimeter Schnee bedeckt. Ausrutschen verboten. Im Schnee ist der Steig gar nicht so leicht zu finden, ein Glück, dass sich einer der Wasserbürger (mein neues Lieblingswort) an den Pfad erinnert.

So sind wir dann auch bald im nordseitigen Abstieg. Hier ist alles tief verschneit, und das Stahlseil muss aus dem Schnee geborgen werden, um sich einhängen zu können. Dieser Abschnitt ist fast abenteuerlich, und macht so richtig Spaß. Am Ende des Steigs gelangen wir in die winterliche Rossgrube, durch die wir laufend, rutschend und springend, bald die Schlicker Alm erreichen. Hier treffen wir wieder die beiden nein ich sags nicht nochmal aus Bayern. Über den steilen Forstweg gelangen wir wieder ins Tal, wo uns das Auto ohne Schlüssel auch nix nützt. Also versuchen wirs mit der STB. Die versäumen wir grad um ein paar Minuten, nächste Abfahrt in einer Stunde. Ulli erklärt sich bereit uns mit dem Auto abzuholen, DANKE!! Als Abschluss der Tour gibts diesmal keine Knödelsuppe, sondern eine kleine Odyssee, aber dafür ist mein Auto zum Schluß dann wieder in der Garage, und immer nur Kasknödel is eh fad.

High noon oder 3×12

Es ist wieder mal Samstag, aber nicht wie sonst fünf Uhr morgens, sondern zwölf Uhr Mittag. Genau die richtige Zeit sich für eine Tour zu treffen. Tom und ich fahren gemeinsam, Chris und Felix fahren bei Stone mit. Wir sind ein wenig früher am Ausgangspunkt und kurbeln schon los, nur um wenig später von einem Linienbus auf der Schotterstraße überholt zu werden, aus dessem Fenster sich Felix beugt und hophophop ruft. Die 500 Höhenmeter mehr sind für Tom und mich ein fast surreales Erlebnis. In der Mittagshitze werden die Fichten, vor unseren geistigen Augen, zu Kakteen, die unschuldigen Waldameisen zu Skorpionen, und unsere Bikeschuhe zu Schlangenlederstiefel. Das gefühlte Tempo ist ziemlich hoch, und am ersten Etappenziel gibt’s frisches Wasser. Die Kakteen, Skorpione und leider auch die Stiefel verschwinden. Wir sehen die Vorhut, ihre Bikes ein paarhundert Meter höher, über leicht bewaldete Almhänge tragen. Wir zögern nicht lange, und folgen ihnen. Anfangs geht’s über Wiesen mäßig steil dahin. Es ist immer noch sch…heiß, und kein Lüftchen bläst. Unterwegs treffen wir heute einige untypische Jäger. Erst ein Pärchen mit riesigen Schmetterlingsnetzen, aber ohne Jagdschein, und später einen Angler der uns stolz seinen Fang aus dem Bergsee zeigt. Er versichert glaubhaft die kaum zehn Zentimeter langen Fische nicht zu essen, sondern im eigenen Teich einzusetzen. Die Umgebung verändert sich, bald umgeben uns statt Wiesen, Geröllfelder.

Über große Platten geht’s der Himmelsleiter entgegen. Eine Stiege aus Steinblöcken. Wir können uns nicht vorstellen, wie die gebaut wurde. Dafür spüren wir was es heißt, die gut fünfundzwanzig Kilo auf unserem Rücken, bei jedem Schritt hochzuhieven. Hat das was mit Kondition zu tun, oder nur mehr mit Leidensfähigkeit? Egal, irgendwann sehen wir die Hütte und kurz darauf sitzen wir auf der 3200m hoch gelegenen Terrasse bei einem Bier, und blinzeln in den Sonnenuntergang. Später übersiedeln wir in die Gaststube, und Stone versucht kurz nach 22:00 noch ein Bier zu bekommen, was so klingt: „Moa kannt i no a kloans Bier hobn?“ Darauf der Wirt „Ja ehh klar“ und Stone schon etwas selbstsicherer „Boa, konn i donn a a großes hobn?“ Das ging so weiter, bis um 2:00 hab ich mir sagen lassen, ich war schon um 24:00 im Lager.

Am Morgen danach sind einige von uns nicht ganz so fit. Bei wolkenlosem Himmel, geht’s auf einem unbekannten Weg bergab. Zuerst über zerklüftete Felsen, und ruppige Steine. Hier entstehen schon ziemlich viele Fotos, das sind die mit dem Gletscher im Hintergrund. Die nächste Passage ist sehr steil und bietet ein paar knifflige Stellen. Über Felsbänder und um enge Kurven geht’s abwärts, wobei das mit dem es-geht-abwärts ist relativ. Nach drei Stunden haben wir schon fast 250!! Höhenmeter geschafft. Es wird zum dritten Mal 12:00 auf dieser Tour, und pünktlich zum höchsten Sonnenstand, geht mir das Trinkwasser aus. Zum Glück seh ich gar nicht weit unter uns einen klaren Bergsee. Nur Felix fährt am nächsten Abschnitt, der aus wirklich groben, wild übereinander liegenden Gneis-Brocken besteht. Doch bei der Platte die im Anschluss auftaucht sind alle wieder begeistert. Nach vielen Serpentinen, und noch mehr Schweißtropfen sind wir endlich am See. Das Rennen um den ersten Kopfsprung ins kühle Nass gewinnt Tom, und nur Sekunden später sind fast alle im Wasser. Nur, wie schon vorher bemerkt, sind einige heute leicht angeschlagen, und ziehen ein ruhiges Platzerl am Felsen vor.

Danach geht’s weiter über steile Hänge, bis wir in den Wald eintauchen, der uns auf einer Lichtung inklusive Almhütte wieder ausspuckt. Da werden die Flüssigkeitsreserven aufgefüllt. Jetzt wird der Weg richtig feucht und schlammig. Durch den Wald geht’s dann ein bisserl tiefer runter als der Ausgangspunkt war, was für Felix und mich bedeutet, dass wir nochmal 100 Meter bergwärts müssen, um die Autos zu holen. Am Schluss sind sich alle einig, das war wieder mal eine sensationelle Tour.

Am frühen Morgen

…beginnt mein Radiowecker zu düdln. Noch schlaftrunken frag ich mich wers da wagt mich zu wecken, da kommt schon die Antwort. „Hier ist der österreichische Rundfunk“ Ich denk mir boah, wie spät ist es denn? Und schon wieder die Antwort „Es ist fünf Uhr“ Da fällt mir ein, dass wir heute biken gehen, hoffentlich haben wir gutes Wetter, und wie nicht anders zu erwarten sagt mein Radio „Die Wettervorhersage: Südlich des Alpenhauptkammes gibt’s nur eine Wolke…

Treffpunkt ist wieder mal eine Tankstelle auf der A13, zum Glück ist der 2. Teil der Mannschaft noch nicht da, so bleibt Zeit sich mit Kaffee und Cola zu versorgen. Aber bald sind wir vollzählig und können starten. Nach Autobahnabfahrten die wir nur gerade-noch erwischt haben, und Kirchgängern die uns den Weg weisen, finden wir doch unseren heutigen Ausgangspunkt.

Die Diskussion ob wir die ersten 300 Hm treten oder gleich schon tragen erweist sich als sinnlos, weil wir den Fahrweg eh nicht finden. Das bedeutet für uns 1500 Hm Radl tragen und schieben. Naja, wers mag. Die erste Jausenstation lassen wir, zu Matzes Leidwesen, links liegen, in der Hoffnung in der Hütte am Gipfel die bessere Auswahl zu haben. Den Aufstieg verkürzt uns Stone mit Details über die geologischen Besonderheiten der Gegend. Das schwarze Zeug unter unseren Füßen ist Vulkangesstein erfahren wir, das schon 200-300 Millionen Jahren hier rumliegt. Beeindruckend.

Endlich haben wir die Gipfelhütte vor Augen, aber Tom bemerkt gleich die geschlossenen Fensterläden und ein Verdacht erhärtet sich. Die Wirtsleut haben den Betrieb für heuer schon dicht gemacht. Wären wir doch nur auf Matzes Vorschlag mit der Jausenstation eingegangen…

Am Gipfel selbst treffen wir auf skeptische Wanderer, die sich und uns fragen was man hier heroben mit einem Bike tut. Nachdem man ein bisserl von schon gemachten Touren erzählt, bekommen wir gleich ein paar Tipps zu hören, welche Berge denn noch befahrbar wären.

Der Gipfelaufbau hats dann gleich in sich. Schwieriges, felsiges Gelände, und jede Menge Zuschauer. Tom, Stone, Chris, Matze und Tobi nehmen die erste Hürde aber ganz locker. Danach kommt eine schnellere Passage über grasiges Almgelände. Bald schon nähern wir uns einem Abbruch und der steile Teil beginnt. Die Spitzkehrenaufkommen wird immer dichter und unglaublich, aber der ersten Geländekante folgt eine Zweite. Der Berg scheint einfach wegzubrechen. Trotzdem klemmt sich ein Steig in den Hang. Für manche unserer Zeitgenossen ist dieser sogar befahrbar. Die Landschaft in die unser Weg eingebettet ist, kann man nur als grandios bezeichnen. Das Wetter hält, nur die vorhergesagte Wolke macht den Fotografen das Leben schwer. Bei dieser Tour ist wieder mal sehr gut zu sehen, dass jeder der Fahrer seinen ganz eigenen Downhillstil entwickelt hat. Da ist der Tobi, er federt auf seinem Bike um die engsten Kurven und erinnert an eine Bergziege, wie er so ganz ruhig im Gelände steht und alle Zeit der Welt zu haben scheint bevor er wieder sein Hinterrad hebt und lässig um die Kurve zirkelt. Dann der Stone, der mit viel Technik und noch mehr Mut sich in jeden Abhang stürzt. Kein Wunder, dass der hin und wieder ein Zigaretterl braucht, um sein Adrenalin auf Normwert zu bringen. Der Tom, tja was soll ich da sagen, bei dem fliegen immer am meisten Steine durch die Luft. Sein Stil ist am Besten mit dynamisch zu beschreiben. Der Chris fährt mit viel Technik und scheint jede Stelle vorher genau analysiert zu haben, so dass er genau weiß wo er fahren muss. Der Matze fährt wie er ist, mit viel Humor und unerwarteten Tricks. Und meine Wenigkeit hat den Fahrstil zum Tragestil weiterentwickelt, aber warte nur du sch… Berg nächstes Jahr beherrsch ich die Kehren!

Durch den langen Aufstieg haben wir viel Zeit verloren. Tobi, auf den Frau, Kind und eine lange Heimfahrt warten, bekommts langsam eilig. Darum teilen wir uns auf. Die schnelle Gruppe: Matze, Chris und Tobi. Die gemütliche Gruppe: Tom, Stone und ich. Auch bei der Abfahrt merkt man die 1500 Hm, der Trail scheint kein Ende zu nehmen. Endlich erreichen wir dann doch eine Almhütte, bei der wir noch schnell was essen. Die Sonne ist schon beim Untergehen, als wir uns erneut auf die Bikes setzen und die letzten 300 Hm Abfahrt durch einen Wald genießen.

Am Ziel!

Am Ziel! Wir sitzen gemütlich im Gastgarten bei Radler (eh klar was anderes wär‘ nicht standesgemäß) und Knödelsuppe. All vier, das ist der Martin der Matze, der Tom und ich, schauen wir zufrieden zurück auf den fast erreichten Gipfel. „Ja, genau bis zu dem Felsen san mir gangen“. Die Stelle bezeichnet den Vorgipfel, auf dem wir wetterbedingt umgekehrt sind. Blöderweise muss ich mich, um den gleichen Blickwinkel wie der mir entgegen sitzende Matze und Martin zu haben, umdrehen und dabei stütz ich mich mit meinem linken Arm ab. Blitzartig schießt der Schmerz in meine linke Schulter, und die Erinnerung an meine beiden Stürze in mein Gehirn. Ich wollt halt auch mal eine Spitzkehre fahren, und das Hinterrad versetzen. Also bin ich hingefahren, stehengeblieben, hab das Hinterrad hochgehoben, höher gehoben, zu hoch gehoben, und hab einen Köpfler ins Gelände gemacht. Von weiter oben hör ich den Matze: „Super, des hob i drauf!“ und ein wenig zeitversetzt: „Hasch da wehtan?“

Der Zweite Sturz passierte an einer unschwierigen Stelle, das Vorderrad ist mir im Gras vom Steig gerutscht und hat das Radl mit in die Latschen genommen, ich hab am Steig aufgeschlagen. Meine schon lädierte Schulter diente mir dabei als notdürftiges Sturzpolster. Muss die Dinger unbedingt mal auf die optimale Protektorgröße bringen. Weil der Arm danach mal taub war hab ich mich ins Gras gelegt und auf die Anderen gewartet. Die waren zwar außer Sichtweite, aber in Hörweite. „Boa da bisch du g‘fahren?“ hör ich Tom den Martin fragen. Er ist beeindruckt, und probiert natürlich auch die enge Kehre mit anschließendem Latschenwurzelwerk zu fahren. Der Trick dabei ist, nach der Kehre eine ca. 5cm dicke Luftwurzel als Schiene zu erwischen. Die Wurzel ist ein paar Zentimeter über dem Boden und ungefähr 1 ½ Meter lang. Sie verläuft längs zum Steig und beginnt ganz innen in der Kehre, wo noch viele Taxen (nadelbewährte Latschenzweige) in den Weg reinwachsen. Rein akustisch bekomm ich mit, wie der Tom sein geliebtes Radl ein paar mal in die Latschen schmeißt und meist auch gleich hinterher springt. So ein Rad hats da ja gut, das bleibt auf den Zweigen liegen. Im Gegensatz zum Tom, der rutscht aufgrund seiner Beweglichkeit gleich zwischen den Ästen durch und muss die Erfahrung machen, dass so ein Latschendickicht genauso dicht ist wie ein tropischer Regenwald, speziell wenn man von unterhalb der Stauden wieder auf den Steig will.

Dass diese Latschen fast undurchdringlich sind, haben wir auch schon beim Aufstieg erfahren. Wenn man sein sperriges Radl über einen schmalen Steig trägt, streift man dabei dauernd links und rechts an dem Gestrüpp, und Lenker, Gangfuß, Bremshebel, usw. verheddern sich mit Vorliebe darin. Da vergisst man sich schon mal und will das Zeug schon verfluchen, aber halt, was hat der Schnapsbrenner letztens gesagt? „Wenn die Tschurtschen von die Latschen soweit sein, schick i meine Enkel aufi zum sammeln, und dann setz i wieder an Zirberler un“ Und er hat versprochen mir eine Flache zu reservieren. Die muss ich bald mal abholen, wer weiß ob ihm der Schnaps nicht selbst so gut schmeckt, dass er…fürchterliche Vorstellung.

Oberhalb der Bewuchsgrenze ist der Steig sehr schottrig und ruppig zum Fahren. Der Martin, der Matze und der Tom haben‘s auf der Strecke aber anständig krachen lassen. Mit einem Affenzahn sind die über die Steine radiert, dass es nur so gestaubt hat. Aber nicht nur Staub lag da in der Luft, auch größere Felsbrocken fliegen da schon mal ein gutes Stück. Umso besser für mich, da ist der Weg dann gesäubert. Der Pfad schlängelt sich auf dem steilen Hang in Serpentinen ins Tal. Die Spitzkehrentechnik der Anderen zu beobachten war die reine Freude. Den Bewegungsablauf kann man fast schon mit dem Wedelschwung bei einer Pulverschneeabfahrt vergleichen. Da kommt Rhythmus und Harmonie ins Spiel. Hinrollen, anbremsen, Hinterrad hochheben, versetzen, aus der Kurve beschleunigen, und wieder die nächste Kehre ansteuern. Aber auch auf diesem Abschnitt gibt’s sehr schwere Stellen. Zum Beispiel eine etwa 2-3m hohe Felsstufe, mit einer ganz schmalen fahrbaren Linie, die von der Seite gesehen aussieht wie ein Sägeblatt. Der Martin probiert ein paar mal, rutscht aber aufgrund seines profilfreien Hinterreifens schon bei der Anfahrt immer wieder aus der Fahrspur. Irgendwann juckt‘s dann Tom in den Fingern oder in den Beinen oder… Auf jeden Fall besieht er sich die Sache genauer, und meint „Des muas giahn“ Den Spruch kennen wir alle schon, also warten wir gespannt. Und wirklich, beim zweiten oder dritten Versuch rattert er ziemlich flott über die Stelle. Da lässt sich‘s der Martin natürlich nicht nehmen und probiert mit neuer Taktik auch nochmal. Diesmal starte er nicht vom schlammigen Steig aus, sondern wählt ein grasiges Platzerl. Damit verhindert er, dass sein Reifen schmutzverschmiert ist. Die Theorie geht auf, der Martin bleibt in der Ideallinie und fährt die Stelle genauso souverän wie der Tom.
Diese Ereignisse lassen wir im Gastgarten nochmal revue passieren und genießen es dabei die Fragen der Wirtin zu beantworten „Wos do oben wart‘s es mit die Radeln, jo geht des denn?“ Nachdem wir die Flüssigkeitsverhältnisse in unseren Körpern wieder auf Normwert gebracht haben, ziehen wir für den letzen Trail nochmal die Protektoren an und ziehen genussvoll ins Tal.