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    Am Ziel!

    Am Ziel! Wir sitzen gemütlich im Gastgarten bei Radler (eh klar was anderes wär‘ nicht standesgemäß) und Knödelsuppe. All vier, das ist der Martin der Matze, der Tom und ich, schauen wir zufrieden zurück auf den fast erreichten Gipfel. „Ja, genau bis zu dem Felsen san mir gangen“. Die Stelle bezeichnet den Vorgipfel, auf dem wir wetterbedingt umgekehrt sind. Blöderweise muss ich mich, um den gleichen Blickwinkel wie der mir entgegen sitzende Matze und Martin zu haben, umdrehen und dabei stütz ich mich mit meinem linken Arm ab. Blitzartig schießt der Schmerz in meine linke Schulter, und die Erinnerung an meine beiden Stürze in mein Gehirn. Ich wollt halt auch mal eine Spitzkehre fahren, und das Hinterrad versetzen. Also bin ich hingefahren, stehengeblieben, hab das Hinterrad hochgehoben, höher gehoben, zu hoch gehoben, und hab einen Köpfler ins Gelände gemacht. Von weiter oben hör ich den Matze: „Super, des hob i drauf!“ und ein wenig zeitversetzt: „Hasch da wehtan?“

    Der Zweite Sturz passierte an einer unschwierigen Stelle, das Vorderrad ist mir im Gras vom Steig gerutscht und hat das Radl mit in die Latschen genommen, ich hab am Steig aufgeschlagen. Meine schon lädierte Schulter diente mir dabei als notdürftiges Sturzpolster. Muss die Dinger unbedingt mal auf die optimale Protektorgröße bringen. Weil der Arm danach mal taub war hab ich mich ins Gras gelegt und auf die Anderen gewartet. Die waren zwar außer Sichtweite, aber in Hörweite. „Boa da bisch du g‘fahren?“ hör ich Tom den Martin fragen. Er ist beeindruckt, und probiert natürlich auch die enge Kehre mit anschließendem Latschenwurzelwerk zu fahren. Der Trick dabei ist, nach der Kehre eine ca. 5cm dicke Luftwurzel als Schiene zu erwischen. Die Wurzel ist ein paar Zentimeter über dem Boden und ungefähr 1 ½ Meter lang. Sie verläuft längs zum Steig und beginnt ganz innen in der Kehre, wo noch viele Taxen (nadelbewährte Latschenzweige) in den Weg reinwachsen. Rein akustisch bekomm ich mit, wie der Tom sein geliebtes Radl ein paar mal in die Latschen schmeißt und meist auch gleich hinterher springt. So ein Rad hats da ja gut, das bleibt auf den Zweigen liegen. Im Gegensatz zum Tom, der rutscht aufgrund seiner Beweglichkeit gleich zwischen den Ästen durch und muss die Erfahrung machen, dass so ein Latschendickicht genauso dicht ist wie ein tropischer Regenwald, speziell wenn man von unterhalb der Stauden wieder auf den Steig will.

    Dass diese Latschen fast undurchdringlich sind, haben wir auch schon beim Aufstieg erfahren. Wenn man sein sperriges Radl über einen schmalen Steig trägt, streift man dabei dauernd links und rechts an dem Gestrüpp, und Lenker, Gangfuß, Bremshebel, usw. verheddern sich mit Vorliebe darin. Da vergisst man sich schon mal und will das Zeug schon verfluchen, aber halt, was hat der Schnapsbrenner letztens gesagt? „Wenn die Tschurtschen von die Latschen soweit sein, schick i meine Enkel aufi zum sammeln, und dann setz i wieder an Zirberler un“ Und er hat versprochen mir eine Flache zu reservieren. Die muss ich bald mal abholen, wer weiß ob ihm der Schnaps nicht selbst so gut schmeckt, dass er…fürchterliche Vorstellung.

    Oberhalb der Bewuchsgrenze ist der Steig sehr schottrig und ruppig zum Fahren. Der Martin, der Matze und der Tom haben‘s auf der Strecke aber anständig krachen lassen. Mit einem Affenzahn sind die über die Steine radiert, dass es nur so gestaubt hat. Aber nicht nur Staub lag da in der Luft, auch größere Felsbrocken fliegen da schon mal ein gutes Stück. Umso besser für mich, da ist der Weg dann gesäubert. Der Pfad schlängelt sich auf dem steilen Hang in Serpentinen ins Tal. Die Spitzkehrentechnik der Anderen zu beobachten war die reine Freude. Den Bewegungsablauf kann man fast schon mit dem Wedelschwung bei einer Pulverschneeabfahrt vergleichen. Da kommt Rhythmus und Harmonie ins Spiel. Hinrollen, anbremsen, Hinterrad hochheben, versetzen, aus der Kurve beschleunigen, und wieder die nächste Kehre ansteuern. Aber auch auf diesem Abschnitt gibt’s sehr schwere Stellen. Zum Beispiel eine etwa 2-3m hohe Felsstufe, mit einer ganz schmalen fahrbaren Linie, die von der Seite gesehen aussieht wie ein Sägeblatt. Der Martin probiert ein paar mal, rutscht aber aufgrund seines profilfreien Hinterreifens schon bei der Anfahrt immer wieder aus der Fahrspur. Irgendwann juckt‘s dann Tom in den Fingern oder in den Beinen oder… Auf jeden Fall besieht er sich die Sache genauer, und meint „Des muas giahn“ Den Spruch kennen wir alle schon, also warten wir gespannt. Und wirklich, beim zweiten oder dritten Versuch rattert er ziemlich flott über die Stelle. Da lässt sich‘s der Martin natürlich nicht nehmen und probiert mit neuer Taktik auch nochmal. Diesmal starte er nicht vom schlammigen Steig aus, sondern wählt ein grasiges Platzerl. Damit verhindert er, dass sein Reifen schmutzverschmiert ist. Die Theorie geht auf, der Martin bleibt in der Ideallinie und fährt die Stelle genauso souverän wie der Tom.
    Diese Ereignisse lassen wir im Gastgarten nochmal revue passieren und genießen es dabei die Fragen der Wirtin zu beantworten „Wos do oben wart‘s es mit die Radeln, jo geht des denn?“ Nachdem wir die Flüssigkeitsverhältnisse in unseren Körpern wieder auf Normwert gebracht haben, ziehen wir für den letzen Trail nochmal die Protektoren an und ziehen genussvoll ins Tal.

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